Dienstag, 22. April 2014
Wertvolle Orientierung für Menschen mit der Diagnose Parkinson am Welt-Parkinson-Tag
Großes Interesse an Spezialsprechstunde im Selbsthilfebüro Heilbronn

Das "Wartezimmer" war kurz nach 14 Uhr schon voll und zur Überbrückung wurden verschiedene kurze Informationsfilme zum Morbus Parkinson gezeigt. Fast alle Ratsuchenden sprachen mit mehreren Experten. Gerade die Menschen, für die die Diagnose noch ganz neu war, erhielten wertvolle Orientierung für ihren eigenen Weg mit der Krankheit. Sich in der Spezialsprechstunde mit dem Lebenspartner gemeinsam beraten zu lassen, fanden die Besucher sehr hilfreich.
Ulrike Sörös beriet zu Schwerbehindertenrecht, Pflegeversicherung und der Versorgung durch Pflegedienste und Heime. Dr. Pohl war als Neurologe sehr gefragt und antwortete zu speziellen Therapien und Medikamenten, gab Anregungen zu wichtigen Untersuchungen, machte einfache Tests und informierte über Details der Diagnosestellung. Jürgen Schweigardt gab wertvolle Tipps zu den Themen Krankheit und Berufstätigkeit und "Outing" im Betrieb. Karin Krüger hatte einen Koffer voll praktischer Anschauungsmaterialien, beispielsweise zu Gymnastik, dabei und erklärte auch anschaulich die Funktionsweise spezieller Medikamentenpumpen. Maria Brechters teilte ihre Erfahrungen und ihr umfangreiches Krankheitswissen mit. Sie verdeutlichte die wichtige Rolle der Selbsthilfegruppen bei Erhalt und Wiedererlangung größtmöglicher Lebensqualität mit Parkinson. Am Ende der drei Stunden fanden die Fachleute gerade noch Zeit, um die zwischenzeitlich telefonisch eingegangenen Fragen zu beantworten.
Wie Ulrich Greiner vom veranstaltenden Selbsthilfebüro Heilbronn resümiert: "Alle waren überrascht von der großen Resonanz und etwas erschöpft von den intensiven Gesprächen." Aber die Veranstaltung zeige, dass Bedarf für zusätzliche Informationsmöglichkeiten bestehe. "Eine funktionierende Selbsthilfe entlastet den Arzt und trägt zur Verbesserung der Lebensqualität für den Patienten bei."
Dr. Pohl hob hervor, dass eine gute Behandlung gerade bei chronischen Krankheiten nur dann gewährleistet sei, wenn die Betroffenen die Möglichkeiten des Gesundheitssystems aktiv nutzten und neben den grundlegenden Maßnahmen durch den Arzt beispielsweise auch die lebensbegleitende Unterstützung der Selbsthilfe wahrnehmen würden. Umfassende Auskünfte bei Fachberatungsstellen einzuholen und die Angebote von Ergo-,Logo- und Physiotherapie in Anspruch zu nehmen, gehörten auch dazu. Es werde in der Zukunft immer wichtiger, dass sich die einzelnen Akteure des Gesundheitssystems viel mehr vernetzen. Er sagte auch: „Um erkennen zu können wie man mit der Krankheit besser leben kann, dafür bietet dieses multiprofessionelle Beratungsangebot den richtigen Rahmen.“
Das Selbsthilfebüro organisierte und veranstaltete diese Form einer fachübergreifenden Themensprechstunde nun schon zum dritten Mal. Das ganze HAUS des PARITÄTISCHEN in der Happelstrasse verwandelte sich für einige Stunden in ein Beratungszentrum. In den Büros saßen die Experten, das Großraumbüro wurde Anmeldung, Wartebereich und Telefonzentrale. Der Erfolg der Spezialsprechstunde am Welt-Parkinson-Tag bestärkt Greiner darin, die Reihe mit anderen Themen fortzusetzen. Der Patient hat den direkten praktischen Nutzen von der Präsenz sich ergänzender Angebote des Gesundheitssystems. Die Selbsthilfeorganisationen können ihre inhaltliche Kompetenz aufzeigen und eindrücklich ihre positive Wirkung für das Leben mit einer chronischen Erkrankung erfahrbar machen. Die Professionellen im Team eröffnen den Kranken uneigennützig einen niederschwelligen Zugang zu ihren Dienstleistungen.
Weitere Bilder hierzu
Zur Übersicht